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Eigenleistung beim Hausbau: Vorteile und Risiken


Wer beim Hausbau selbst mitanpackt, kann einiges an Geld einsparen. Ein großer Vorteil der Eigenleistung am Bau.

Bei der sogenannten Muskelhypothek solltest Du allerdings ein paar Dinge beherzigen und im Vorfeld gut durchdenken. Denn ein Hausbau ist auch ganz ohne Eigenleistung zeitintensiv und manchmal nervenaufreibend, wenn nicht alles nach Plan läuft.

Ist der Anteil und die Art Deiner Eigenleistung beim Hausbau gut vorbereitet und realistisch geplant und hast Du ordentliches handwerkliches Geschick, steht dem eigenen Mitwirken eigentlich nichts mehr im Weg.

Eigenleistung beim Hausbau: Die wichtigsten Vorteile im Überblick

  • Niedrigere Baukosten
  • Verbesserung der Eigenkapitalquote 
  • Günstigere Baufinanzierung 
  • Höhere Wahrscheinlichkeit der Kreditzusage 

Was ist eine Muskelhypothek?

Unter einer Muskelhypothek versteht man handwerkliche Eigenleistungen, die Du als Bauherr übernimmst, sozusagen mit Deiner eigenen "Muskelkraft". Hast Du Freunde, Familienmitglieder oder Nachbarn, die Dich in Deinem Bauprojekt unterstützen, zählt deren Arbeitsleistung ebenso dazu. 

Mit der Eigenleistung beim Hausbau kannst Du die Ausgaben für Handwerker senken und Deinen Aufwand gleichzeitig als Eigenkapital in die Finanzierung einbringen.

Was sind die Vorteile der Eigenleistungen am Bau?

Durchschnittswerte gehen von rund 850 Arbeitsstunden aus, die durch den Bauherren und Helfer erbracht werden können. Je nach eigener Qualifikation und Arbeitsgeschwindigkeit sind Einsparungen von 10.000 € bis 20.000 € möglich. 

Die Vorteile liegen also auf der Hand:

  • Niedrigere Baukosten, da das Bauunternehmen weniger Arbeiten durchführt
  • Bessere Eigenkapitalquote, da die Eigenleistung mit dem Eigenkapital verrechnet wird
  • Günstigere Baufinanzierung durch insgesamt weniger Kosten
  • Höhere Wahrscheinlichkeit für die Kreditzusage 

Welche Risiken gibt es bei der Eigenleistungen am Bau?

Auch wenn die Vorteile sehr für die Muskelhypothek sprechen, sollte man sich auch mit den möglichen Risiken vertraut machen. Fehleinschätzung sowohl der eigenen Leistungsfähigkeit als auch der von Helfern oder eine nicht realistische Kalkulation des Aufwands haben einschneidende Auswirkungen auf das Bauprojekt. Und oft nicht eingeplante Kosten zur Folge.

1. Fehlende Qualifikation

Es geht nicht ohne handwerkliches Geschick und bereits erworbene Kenntnisse. Ist der Bau im Gange, fehlt die Zeit, Wissenslücken zu füllen. Ein eigenes Haus ist zudem nicht die beste Gelegenheit das eigene Wissen zu "testen". 

Das gilt für Dich selbst, aber auch für die Helfer.  Daher ist auch ein gemeinsames Verständnis und eine ehrliche Einschätzung, was jeder zum Bauprojekt beitragen kann, ganz entscheidend.  

Welche Arbeiten können also sinnvoll vom Bauherren übernommen werden? Eine pauschale Antwort gibt es hier nicht, aber meistens handelt es sich um folgende Eigenleistungen:

  • Dämmung des Daches
  • Malern und Tapezieren 
  • Laminat und Fliesen verlegen 
  • Garten und Terrasse anlegen

Wenn kein profundes Wissen vorhanden ist, lieber Hände weg von Elektroinstallationen, Arbeiten an Wasser- und Heizungsrohren oder Gewerken, die mit der Standsicherheit des Hauses zusammenhängen wie Rohbau- oder Zimmererarbeiten. Hier können zahlreiche Fehler gemacht werden, die neben Mehrkosten für Nacharbeiten vor allem Gefahren bergen. 

2. Mehrbelastung

Geht man von 850 Arbeitsstunden aus, kann man diese auf ca.  20 Arbeitsstunden pro Woche herunterbrechen. 

Dies ist eine nicht zu unterschätzende Mehrbelastung neben der Berufstätigkeit, dem Familienleben und einem Freundeskreis, dem man ebenso Zeit widmen möchte. Ein Hausbau ist auch ohne Eigenleistung zeitraubend und erfordert eine gute Organisation und Durchhaltevermögen. 

3. Zeitliche Verzögerungen

Eine Faustregel sagt, dass Heimwerker in der gleichen Zeit 2/3 einer Arbeit schaffen im Vergleich zum Profi. Bei der Planung muss der zeitliche Mehraufwand, am besten auch mit einem guten Puffer, berücksichtigt werden. 

Denn kommst Du mit einer Arbeit unter Zeitdruck, können zum einen leichter Fehler passieren und zum anderen führt eine Verzögerung automatisch zu einer Kettenreaktion für nachfolgende Gewerke. Gebuchte Handwerker können nicht wie geplant weiterarbeiten, was wiederum zu einer zeitlichen Verzögerung, Mehrkosten und auch zu Schadensersatzansprüchen führen kann.

4. Falsche Materialauswahl

Baust Du selbst, musst Du Dich auch um die Materialauswahl kümmern. Auch hier ist essentiell, dass Du die entsprechenden Kenntnisse hast. Fehler bei der Materialauswahl könnten zu Baumängeln führen, die mit Mehraufwendungen nachträglich behoben werden müssen.

5. Keine Gewährleistung

Sind bei Deiner Eigenleistung Mängel entstanden, bist auch Du dafür verantwortlich diese zu beseitigen und deren Beseitigung aus Deiner eigenen Tasche zu bezahlen.  

Eine Gewährleistung greift natürlich immer nur dann, wenn ein externer Fachmann die Arbeit übernimmt.

6. Fehlender Schutz für Bauhelfer

Jeder fünfte Arbeitsunfall passiert auf einer Baustelle, und gerade bei Laien ist das Risiko besonders hoch.  

Zu beachten ist der Unterschied zwischen privaten und gesetzlichen Versicherungen: 

Im Rahmen der gesetzlichen Pflichtversicherung müssen die privaten Bauhelfer bei der Berufsgenossenschaft angemeldet werden. Die Berufsgenossenschaft wird sich ohnehin bei Dir melden mit einer Aufforderung Dein Bauvorhaben anzumelden. Das ist auch der richtige Zeitpunkt, private Helfer mitanzumelden. Damit vermeidest Du ein Bußgeld.

Eine private Bauhelfer-Unfallversicherung ist zudem unbedingt abzuschließen, nur so sind Du, Deine Familie und Helfer bei Unfällen auf der Baustelle finanziell geschützt.

Bauhelfer-Unfallversicherung

Als Bauherr bist Du gewissermaßen auch Unternehmer und somit für Deine Helfer, auch wenn Sie zur Familie oder dem Freundeskreis gehören, verantwortlich. Somit ist eine Bauhelfer-Unfallversicherung unerlässlich, denn sie versichert Unfälle auf der Baustelle von Privatpersonen. Von kleinen Verletzungen wie Muskelzerrung bis hin zu sehr schwerwiegenden Unglücksfällen.

Tipps für Deine Eigenleistung beim Hausbau

Realistische Kalkulation

  • Wieviele Stunden pro Woche können durch Dich und Freunde geleistet werden?
  • Wer übernimmt welche Arbeiten und ist die Person wirklich dafür qualifiziert?
  • Was passiert, wenn ein Helfer ausfällt? Gibt es einen Notfallplan?
  • Welche Materialien werden verwendet und wieviel wird davon jeweils benötigt?

Klare Kommunikation

  • Vorab-Gespräch mit Bauleiter oder Bauunternehmer, welche Aufgaben Du übernehmen möchtest
  • Während der Bauphase offener Austausch und frühzeitige Kommunikation, sollten Probleme auftreten

Erstellung eines Plans 

  • Der Plan Deiner Arbeiten muss sich in die Baufolge des Hausbaus einfügen, damit es keine Kollision mit anderen Gewerken gibt
  • Den Plan solltest Du mit dem Bauleiter / Bauunternehmer absprechen

Rechtliche Absicherung 

Fazit

Eigenleistung beim Bauvorhaben einzubringen ist eine clevere Möglichkeit Kosten zu senken, bei der Finanzierung zu sparen und unter Umständen fehlendes Eigenkapital auszugleichen.   

Ganz entscheidend ist, dass Du realistisch und kritisch an die Sache rangehst und Dir folgende Fragen beantwortest: 

Sind wirklich Qualifikationen für die Arbeiten vorhanden und zwar auf einem Niveau, das zu einem zufriedenstellenden Ergebnis führt?  Können alle, die mithelfen auch genügend Zeit aufbringen und das über einen längeren Zeitraum?  Bst Du ein guter Planer und Organisierer? Und ganz wichtig, sollte doch etwas schief gehen: Hast Du vorgesorgt, damit alle gut abgesichert sind?

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